neunundzwanzig millionen, in zahlen 29.000.000,00 Euro stehen heute, am geburtstag des verfassers, im jackpot der deutschen lotterie. wahnsinn. rekord.
kein wunder, muss man sagen, wo doch heutzutage jede tv-talkshow vor laufender kamera tippscheine ausfüllt und sogar gemeinderäte zur (utopischen) sanierung ihres haushaltes zu tippzettel und kugelschreiber greifen.
was ist es, das uns einfach nicht widerstehen lässt das schicksal herauszufordern und auf den 1:139.838.160-treffer zu hoffen? die gier nach dem großen geld? die hoffnung auf ein sorgenfreies leben in luxus? wer heute seine kreuzchen macht, der tippt genau eine von knapp 140 millionen möglichkeiten. ganz abgesehen von den mathematischen spielereien, die sich mit solchen wahrscheinlichkeiten anfangen ließen (so ist ja bekanntlich die wahrscheinlichkeit von einem ziegelstein erschlagen zu werden hundertmal größer als die, den jackpot zu knacken. wie groß ist dann die wahrscheinlichkeit, dass der jackpotknacker in all seinem glück flugs von einem ziegelstein zur strecke und um seinen gewinn gebracht wird? astronomisch klein! obwohl: wenn die identität des knackers bekannt würde, dann fänden sich sicherlich hunderte, die seinem leben mittels eines schwerwiegenden gegenstandes ein ende bereiten wollten... - wahrscheinlichkeit muss eben auch immer mit den menschlichen schwächen rechnen... doch das nur nebenbei), ganz abgesehen davon also fragt sich der gemeine nicht-lotto-spielende staatsbürger, ob nicht ein jackpot mit einer einzigen million genug wäre um einem menschen ein sorgenfreies leben zu verheißen? welchen vorteil bieten 30 millionen gegenüber einer million? mit anderen worten: warum unterstützen millionen von lotto-tippern landauf, landab die irrsinnige expandierung der gewinnbeträge? wären nicht alle glücklicher, wenn heute abend statt eines supermillionärs 30 millionäre gekürt würden? 30 mal so viel glückliche menschen auf deutschen straßen! die bewegung geht aber genau in die andere richtung. wurden doch einst zusatzzahl und schließlich superzahl erfunden, um die armen "sechser"-gewinner nicht mit der bitteren wahrheit konfrontieren zu müssen ihren wohlverdienten gewinn mit fünf anderen teilen zu müssen. das ist nunmal das prinzip einer lotterie: viele zahlen wenig geld ein, damit wenige viel geld ausbezahlt bekommen.
moment mal - kennen wir das prinzip nicht irgendwo her? genau: vom sozialstaat! auch da zahlen möglichst viele einen kleinen beitrag, der dann an die bedürftigen verteilt wird. nur dass es im sozialsystem eine gesunde obergrenze gibt, damit nicht am ende einer alles absahnt. kaum zu glauben, dass der deutsche das lotteriesystem bevorzugt. doch die beliebtheit dieses systems könnte am ende die zukunft des sozialstaates sein: vielleicht erleben wir ja bald wieder die verstaatlichung der lotterie und dürfen uns - mit etwas losglück - in vergoldete krankenhäuser betten. für den finanzminister wäre das besser als der berühmte sechser im lotto: sind doch die lotteriebetreiber die einzigen, die wirklich immer gewinnen.
in diesem sinne grüßt euch
euer über alle dinge staunende
thorsten alias horst18519.